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Am Weg zur Kreislaufwirtschaft?

Ein Kommentar zum Fortschrittsbericht der österreichischen Kreislaufwirtschafts -Strategie


Banner mit Kreislaufwirtschaft in Grün Bausteine

Seit Dezember 2022 gibt es sie - die Nationale Kreislaufwirtschaft Strategie Österreich. Damit reihte sich Österreich als Nachzügler - im hinteren Drittel der EU27 - in die Länder ein, die eine solche Strategie haben. Jetzt, gut eineinhalb Jahre später, zieht der erste Fortschrittsbericht sein Resümee über die bisherigen Ergebnisse. 


In der Strategie wurden sieben Handlungsfelder, so genannte Transformationsschwerpunkte festgelegt. Das sind Bereiche, die besonders ressourcenintensiv sind und bei denen zirkuläre Lösungen ein besonders hohes Potential haben, Ressourcen und Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Angelehnt an die Struktur des Europäischen Circular Economy Action Plan wird hier versucht, nationale Bestrebungen mit europäischen Vorstößen zu harmonisieren.


  1. Bauwirtschaft und Infrastruktur, 

  2. Mobilität, 

  3. Kunststoffe und Verpackungen, 

  4. Textilwirtschaft, 

  5. Elektro- und Elektronikgeräte, Informations- und Kommunikationstechnologien, 

  6. Biomasse, 

  7. Abfälle und Sekundärressourcen.


Als Transformations-Aktivitäten wird die gesamte Palette an politischen Instrumenten abgedeckt: Von fiskalischen Anreizen, über Regulierungen und Förderungen bis hin zu Bildungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen. 


Abbildung zu Transformation gestalten

Quelle: BMK - Fortschrittsbericht Kreislaufwirtschaft



Maßnahmen, die greifen

Positiv ist hervorzuheben, dass mit der Circular Economy Task-Force ein überparteilicher Expert:innen Beirat ins Leben gerufen wurde, der die umsetzenden Ministerien bei der Transformation begleitet. Die Task Force unter der Leitung von Thinkubator Beiratsmitglied, Karin Huber-Heim, stellt so sicher, dass Expert:innen-Stimmen aus Forschung und Wirtschaft regelmäßig bei der Entwicklung neuer Maßnahmen eingebunden werden. 


Ein weiterer Erfolg wurde bei der Schaffung von Kostenwahrheit (siehe weiter unten) und damit das Herstellen eines “Level Playing Fields” für den Wettbewerb zwischen linearen und zirkulären Geschäftsmodellen erreicht. Die Einführung des Reparatur BonusReparaturbonus und der reduzierte Umsatzsteuersatz auf Reparaturdienstleistungen wurden in einem ungeahnten Ausmaß von der Bevölkerung angenommen. Dies waren zwei wichtige Schritte, um die externalisierten Kosten von Primärressourcen auszugleichen. 



Quantitative Ziele - wenig ambitioniert

In der ersten Phase wurden quantitative Ziele für den Ressourcenverbrauch gesteckt. Bis 2030 soll Österreich eine CMU (Circular Material Use Rate) von 18% erreichen. Das bedeutet, dass 18% der Rohstoffe in unserem Wirtschaftskreislauf keine Primärressourcen sind, sondern durch zirkuläre Lösungen wiederverwendete Stoffe sind. Was nach einem ambitionierten Ziel klingt, relativiert sich mit einem Blick auf die EU relativ schnell. Bereits 2020 stellte die Europäische Kommission mit ihrem zweiten Circular Economy Action Plan das ambitionierte Ziel auf, die Zirkularitätsrate (also den Anteil an verwendeten Ressourcen, den wir wieder unserem Wirtschaftskreislauf zuführen) binnen 10 Jahren zu verdoppeln. Das wäre ein Gesamtziel von ca. 22% Zirkularitätsrate.



Diagramm zur Zirkulären Nutzungsrate von wiederverwendbaren Stoffe

Quelle: BMK - Fortschrittsbericht Kreislaufwirtschaft


Standpunkt Thinkubator

Wir begrüßen die in der nationalen Strategie dargelegten Handlungsfelder. Insbesondere die Handlungsfelder 2 (Marktanreize), 3 (Finanzierung und Förderung) und 6 (Wissen, Information und Zusammenarbeit) bedürfen verstärkter Aufmerksamkeit. Unsere Forschung zur Finanzierbarkeit zirkulärer Geschäftsmodelle zeigt, dass Marktverzerrungen durch externalisierte Kosten von Primärressourcen entstehen. Dies führt dazu, dass zirkuläre Geschäftsmodelle als nicht-kompetitiv wahrgenommen werden. Die positiven wirtschaftlichen Effekte zirkulärer Modelle können erst dann realisiert werden, wenn Kostenwahrheit herrscht und der Marktmechanismus greift. In der Zwischenzeit müssen Unternehmen allerdings mit den Kompetenzen ausgestattet werden, den zukünftigen wirtschaftlichen Mehrwert zirkulärer Geschäftsmodelle zu erkennen und in weiterer Folge eben diese aufzubauen. Wir fordern daher einen verstärkten Fokus auf Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit zirkulärer Geschäftsmodelle ermöglichen und Unternehmer:innen dabei helfen, schon heute flächenmäßig Kreislaufwirtschaft zu implementieren. Weiterführende Informationen finden Sie hier.


Abschließend freut es uns besonders, dass zwei von Thinkubator durchgeführte Projekte im Fortschrittsbericht als Best-Practices angeführt werden. Zum Einen das Alumni Projekt “Scherbenlos”, die in unserem Fellow Programm eine zirkuläre Weinflasche entwickelt haben und zum anderen eines der saisonalen Mietmodelle, das wir für eine Kundin entwickelten. Mit unseren Forschungs-, Bildungs-, und Beratungsaktivitäten, die stets auf die Entwicklung zirkulärer Erfolgskonzepte ausgerichtet sind, werden wir auch in den kommenden Monaten neue Leuchtturmprojekte präsentieren, die den Weg in eine österreichische Kreislaufwirtschaft weisen.


Geschrieben von Felix Ambros

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