Nachhaltigkeit im Produktdesign verankern
Circular Design zielt darauf ab, Produkte und Dienstleistungen von Anfang an so zu gestalten, dass sie Teil eines geschlossenen Kreislaufs sein können – ein Paradigmenwechsel weg vom linearen Verkaufen, hin zu einer nachhaltigen, zirkulären Wirtschaft. In diesem Blogpost werden die Grundprinzipien des Circular Designs beleuchtet, seine Vorteile für KMU diskutiert und gezeigt, wie Unternehmen diesen innovativen Ansatz erfolgreich umsetzen. Tauchen Sie mit uns ein in die Welt des Circular Designs und lassen Sie sich von Best Practices inspirieren!
Labels und Zertifizierungen rund um CO2-Neutralität und Klimaschutz gewinnen bei Konsum-Entscheidungen immer mehr an Bedeutung - in diesem Zuge bahnt sich auch das Konzept des Circular Designs seinen Weg in österreichische Unternehmen. Was genau steckt hinter diesem Ansatz, und warum ist er so entscheidend für Unternehmen in der Nachhaltigkeitstransformation?
Was steckt hinter Circular Design?
In der Design-Phase eines Produkts entscheiden sich rund 80% des Umwelteinflusses. (Europäisches Parlament, 2023) Circular Design, auch kreislauforientiertes Design, ist ein Ansatz, der darauf abzielt, Produkte und Dienstleistungen von Anfang an so zu entwerfen, dass sie Teil eines geschlossenen Kreislaufs werden können, um Ressourcen zu schonen und Abfall zu vermeiden. Kurz zusammengefasst bedeutet das, dass in der Design-Phase Aspekte wie Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Wiederverwendung und schließlich Demontage und Recycling eine zentrale Rolle spielen. (VDI Zentrum Ressourceneffizienz, 2024)
Wenn man beispielsweise einen Teppichboden oder die einzelnen Bestandteile eines Handys verschraubt anstatt zu verkleben, kann man das Material sortenrein rückbauen und effizient reparieren, was dazu führt, dass potenziell wertvolle Ressourcen nicht auf dem Müll landen, sondern weiterverwendet werden können. Circular Design umfasst als Sammelbegriff mehrere Prinzipien, die wichtigsten finden Sie hier ausführlicher erklärt.
Grundprinzipien des Circular Designs
1. Langlebigkeit
Produkte werden mit Materialien und in Konstruktionen entworfen, die lange halten. Sollbruchstellen und schlechte Qualität weichen Mietmodellen, die den Unternehmen ermöglichen, mit reduziertem Materialeinsatz und erhöhter Kund:innen-Loyalität zu wirtschaften. Dies reduziert die Abhängigkeiten von Rohstoffimporten und minimiert Abfall, sowohl beim Unternehmen als auch beim Kunden/der Kundin. Langlebigkeit ermöglicht wirtschaftliche zirkuläre Geschäftsmodelle wie Sharing Modelle oder Produkt-Service-Systeme.
2. Modularität und Anpassungsfähigkeit
Modulare Designs reduzieren den Ressourcenverbrauch, denn sie ermöglichen, dass einzelne Komponenten eines Produkts ausgetauscht oder aufgerüstet werden, ohne das gesamte Produkt ersetzen zu müssen. Modularität ermöglicht dem/der Hersteller:in, mit geringem Materialeinsatz günstig und effizient zu reparieren, was in einen zusätzlichen Geschäftszweig münden kann, der Arbeitsplätze sichert. Modularität fördert zudem Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, ein Bereich, in dem Hardware von Software noch einiges lernen kann.
3. Materialwahl
Die Auswahl zirkulärer, kreislauffähiger Materialien ist ein zentrales Element des Circular Designs. Eingesetzte Materialien sollten biologisch abbaubar oder recycelbar sein und so verbaut, dass die verschiedenen Materialien sortenrein wieder voneinander trennbar sind. Des Weiteren wird versucht, weniger Chemikalien und (leichtere) Materialien einzusetzen, was Ressourcen schont und Umweltbelastungen reduziert - Stichwort Materialgesundheit. (Prof. Dr. Braungart, 2022) In diesem Zusammenhang fällt auch oft das “Cradle to Cradle Prinzip”, das wir in einem der kommenden Blog-Beiträge behandeln werden. Außerdem sinken dadurch Material- und Transportkosten für das Unternehmen.
Ergänzende Strategien
Kreislauffähigkeit allein bedeutet noch lange nicht, dass zirkulär gewirtschaftet wird. Dazu muss man die kreislauffähigen Produkte auch tatsächlich im Kreis führen. Hier zwei erste Ansatzpunkte, wie der Umstieg zu einer Kreislaufwirtschaft gelingen kann.
1.Rücknahmesysteme
Ein Begriff, der im Zusammenhang mit Kreislaufwirtschaft immer wieder fällt, ist “Reverse Logistics”. Damit sind funktionierende Logistik- und Rücknahmesysteme gemeint, die dafür sorgen, dass Produkte nach ihrer Nutzungsdauer zurückgenommen und in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden können. Diese Entwicklung geht u.a. mit den Sammelquoten einher, die auf EU-Level verpflichtend werden. (Europäische Kommission, 2020) Wenn ein Weingut beispielsweise fünf Restaurants beliefert, kann in diesem Zuge direkt das Leergut wieder eingesammelt werden - das setzt natürlich eine wiederverwendbare Flasche voraus. Je komplexer die Lieferwege, desto schwieriger sind Rücknahmesysteme aufzusetzen, sie können jedenfalls Leerfahrten reduzieren und zu neuen Partnerschaften führen.
2. Zirkuläre Geschäftsmodelle
Circular Design ist eine Voraussetzung für einige zirkuläre Geschäftsmodelle, wie z.B. Produkt-Service-Systeme oder Sharing Economy. In beiden Fällen bleibt das Eigentum bei den Produzent:innen, die Produkte an Kund:innen vermieten. (Lacey, Long, Spindler, 2020) Diese Geschäftsmodelle führen zu Produktinnovationen und neuen Kund:innen-Segmenten, ermöglichen Transparenz über den Produktlebenszyklus hinweg und fördern die Rückführung in den Kreislauf. Je langlebiger, modularer und reparierbarer das Produkt, desto besser funktionieren zirkuläre Geschäftsmodelle für das Unternehmen.
Die Vorteile von Circular Design für Unternehmen in Österreich
Die Umsetzung von Circular Design bietet eine Vielzahl an Entwicklungsmöglichkeiten und Potenzialen, hier einige der zentralsten Vorteile:
Rohstoffunabhängigkeit: Unternehmen in Europa sind momentan stark von preislich volatilen Importen endlicher Rohstoffe abhängig, die mit dem Einsatz von recycelten und recyclebaren Materialien reduziert werden können. (Ellen MacArthur Foundation, 2024)
Abfallreduzierung: Produkte, die langlebig und reparierbar auf den Markt gebracht werden, erzeugen weniger Abfall bei Produzent:in und Konsument:in, für dessen Entsorgung wiederum weniger Kosten anfallen.
Innovationspotenzial: Circular Design fördert Innovation auf Produkt- und Prozessebene bis hin zu neuen Geschäftsmodellen.
Arbeitgeber:in-Image: Um neue, junge Arbeitskräfte zu gewinnen und die Zufriedenheit und Motivation bestehender Mitarbeiter:innen zu steigern, ist gelebte Nachhaltigkeit ein Erfolgsrezept - Achtung: Greenwashing hat den konträren Effekt.
Vorsprung: Der reduzierte Ressourcenverbrauch und die Minimierung von Abfall tragen zu einem geringeren ökologischen Fußabdruck bei, was Forderungen in diversen EU-Regulierungen antizipiert und damit mehr Zeit schafft, andere Unternehmensbereiche auf Nachhaltigkeit zu prüfen.
Best Practices
Unternehmen, die Circular Design schon erfolgreich anwenden, sind beispielsweise Montreet, Vaude, Desso, Faiphone, Danube Carpet und Naku.
Unterstützung und Ressourcen
Neben den weiterführenden Quellen (siehe unten) können Sie jederzeit eines unserer Seminare besuchen, das wir über die HAUFE Akademie abwickelt. Außerdem ist Alexandra Kick als Berater:in bei OekoBusiness Wien gelistet. Das bedeutet, wir können Unternehmen mit Sitz in Wien geförderte Nachhaltigkeitsberatung anbieten. Hier finden Sie weitere Informationen.
Fazit
Circular Design ist mehr als nur ein Trend – es ist ein Paradigmenwechsel, der die Art und Weise, wie wir Produkte entwerfen, nutzen und entsorgen, grundlegend verändert. Es ist ein integraler Bestandteil nachhaltiger Unternehmensstrategien und bietet sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile. Indem wir auf Circular Design setzen, können wir eine Welt schaffen, in der Produkte und Materialien nicht nur konsumiert, sondern immer wieder genutzt werden, und somit einen wertvollen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten.
Geschrieben von Alexandra Kick
Quellen:
Ellen MacArthur Foundation, 2024: The circular economy in detail (Link:
Europäische Kommission, 2020: Circular economy action plan (Link: https://environment.ec.europa.eu/strategy/circular-economy-action-plan_en)
Europäisches Parlament, 2023: Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile (Link: https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile)
Lacey, Long, Spindler, 2020: The circular economy handbook: Realizing the circular advantage (Link: https://www.researchgate.net/publication/342895241_Peter_Lacy_Jessica_Long_Wesley_Spindler_The_circular_economy_handbook_Realizing_the_circular_advantage_Palgrave_Macmillan_UK_2020)
Prof. Dr. Braungart, 2022: Cradle to Cradle (Link: https://michaelbraungart.com/cradle-to-cradle/)
VDI Zentrum Ressourceneffizienz, 2024: Gestaltungsprinzipien für recyclinggerechtes Produkdesign (Link: https://www.ressource-deutschland.de/werkzeuge/loesungsentwicklung/methodensammlung/detail/gestaltungsprinzipien-fuer-recyclinggerechtes-produktdesign/)
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