Wie sich Kreislaufwirtschaft in Unternehmen umsetzen lässt
Kreislaufwirtschaft kann effektiv nur funktionieren, wenn kreislauffähige Produkte und zirkuläre Geschäftsmodelle gemeinsam gedacht werden. Denn ein kreislauffähiges Produkt kann genauso linear weitergeführt werden, wenn Unternehmen Kreislaufwirtschaft nicht in ihre Geschäftsprozesse integrieren. In diesem Blogbeitrag werden die fünf zirkulären Geschäftsmodelle präsentiert, die ursprünglich von Lacy & Rutqvist (2015) entwickelt wurden: Resource Recovery, Circular Supply Chains, Product as a Service, Sharing Economy und Product Use Extension. Es wird anhand von Beispielen erläutert, wie Unternehmen diese wirtschaftlich sehr erfolgreich umsetzen können und zugleich Abfälle vermeiden, die Nutzungsintensität über mehrere Produktlebenszyklen hinweg maximieren und die Nutzungsdauer von Materialien in jedem Zyklus verlängern.
Abb.1.: Die fünf Circular Business Models
Resource Recovery: Wertschöpfung aus Abfall
Im Resource-Recovery-Modell zielen Unternehmen darauf ab, Ressourcen, die normalerweise Abfallprodukte wären, zurückzugewinnen und wiederzuverwenden. Somit werden Abfälle als Quellen wertvoller Ressourcen wie Energie, Nährstoffe und Wasser betrachtet. Denn anstatt Materialien am Ende ihres Lebenszyklus zu entsorgen, werden sie recycelt, regeneriert oder in die Produktion zurückgeführt. Um dies effektiv umzusetzen, benötigen Unternehmen, die auf Resource Recovery setzen, klare Prozesse zur Rückgewinnung, Reinigung und Aufbereitung von Materialien. Außerdem können Partnerschaften mit Recyclingbetrieben oder Anreize für Kund:innen, Produkte zurückzugeben, ebenso hilfreich sein.
Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) ist ein führendes Unternehmen im Bereich Abfallmanagement und Ressourcen-Recycling in Österreich. Sie organisiert und optimiert die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen, um wertvolle Rohstoffe wieder in den Kreislauf zurückzuführen.
Des Weiteren setzen die folgenden Unternehmen auf Resource Recovery:
Circular Supply Chains: Einsatz zirkulärer Rohstoffe
Das Circular-Supply-Chains-Modell basiert darauf, in der Produktion erneuerbare, recycelte, biobasierte und/oder biologisch abbaubare Rohstoffe zu verwenden. Unternehmen minimieren dadurch die Abhängigkeit von endlichen Ressourcen und fördern den nachhaltigen Umgang mit Materialien.
Beispielsweise integriert Patagonia konsequent recycelte Materialien, so wie Polyester, Nylon und Baumwolle in ihre Produkte. Für eine geeignete Umsetzung sollten Unternehmen ihre Lieferketten überprüfen und auf zirkuläre Rohstoffe umstellen. Eine enge Zusammenarbeit mit Lieferant:innen und Zertifizierungen, die den nachhaltigen Ursprung der Materialien bestätigen, schaffen Vertrauen bei Kund:innen und sichern die nachhaltige Wertschöpfungskette.
Weitere Unternehmen, die Circular Supply Chains als ihr Geschäftsmodell eingeführt haben sind:
Product as a Service: Produkte zur Nutzung statt zum Besitz
Beim Product-as-a-Service-Modell bleiben Produkte im Besitz des Unternehmens, wodurch Kund:innen statt Konsument:innen zu Nutzer:innen werden. So behalten die Unternehmen die Kontrolle über den Lebenszyklus ihrer Produkte und können diese am Ende einer Nutzungsphase zurückholen, reparieren und erneut anbieten.
Beispielsweise bieten Unternehmen wie Grover Elektronikgeräte zur Miete an, statt sie zu verkaufen. Kund:innen zahlen für die Nutzung, während das Unternehmen die Wartung übernimmt. Für ein funktionierendes Product-as-a-Service-Modell ist eine zuverlässige Logistik und ein solides Wartungssystem entscheidend. Außerdem fördern transparente und faire Verträge, sowie ein Kund:innen-freundliches Mietmodell die Akzeptanz bei Kund:innen und schaffen langfristige Bindungen.
Die folgenden Unternehmen haben Product as a Service ebenfalls bereits erfolgreich umgesetzt:
Sharing Economy: Mehrwert durch gemeinsame Nutzung
Die Sharing Economy ermöglicht es mehreren Nutzer:innen, Produkte oder Dienstleistungen gemeinsam zu nutzen, wodurch der Bedarf an neuen Produkten reduziert und die Lebensdauer vorhandener Güter maximiert wird.
Carsharing-Modelle, so wie SHARE NOW zeigen, wie gemeinsames Nutzen den Ressourcenverbrauch senken kann. Um die Sharing Economy erfolgreich zu implementieren, sollten Unternehmen benutzer:innen-freundliche Plattformen oder Apps anbieten, welche die Organisation der gemeinsamen Nutzung erleichtern. Außerdem sind transparente Mietverträge und Versicherungen wichtig, um die Attraktivität und Akzeptanz von Sharing-Plattformen zu steigern.
Weitere Sharing Economy Beispiele sind:
Product Use Extension: Verlängerung der Nutzungsdauer
Im Product-Use-Extension-Modell streben Unternehmen danach, die Nutzungsdauer ihrer Produkte durch Wartung, Reparatur und Wiederaufbereitung zu verlängern. Diese Strategie fördert die Langlebigkeit von Produkten und reduziert die Nachfrage nach neuen Ressourcen.
Beispielsweise bieten Unternehmen, wie refurbed einen Marktplatz für Refurbishment an, stellen Ersatzteile für Reparaturen bereit, um sicherzustellen, dass Produkte lange funktionsfähig bleiben, und verkaufen überarbeitete Geräte weiter. Unternehmen, die auf Product Use Extension setzen, sollten somit Reparaturprogramme etablieren, Ersatzteile bereitstellen und auch den Kauf gebrauchter Produkte fördern.
Des Weiteren haben die folgenden Unternehmen Product Use Extension als Geschäftsmodell umgesetzt:
Kategorisierung zirkulärer Organisationen und Unternehmen
Für eine erfolgreiche und umfassende Umsetzung zirkulärer Geschäftsmodelle, bedarf es an Zusammenarbeit verschiedener Organisationen und Unternehmen, die von Thinkubator folgendermaßen kategorisiert wurden: Supporting Organizations, Enabling Organizations und Circular Companies (siehe Abb.2).
Abb.2.: Thinkubator Pyramid
Einerseits stellen “Supporting Organizations” Kompetenzen und Informationen bereit, die erforderlich sind, um die Kreislaufwirtschaft zu befähigen. Unter diese Kategorie fallen beispielsweise das Circular Economy Forum Austria, der Circular Economy Club und die Circular Economy Coalition.
Andererseits ermöglichen “Enabling Organizations” aktiv die Einführung zirkulärer Geschäftsmodelle. Diese Unternehmen spielen eine wichtige Rolle bei der Beschleunigung des Übergangs von der linearen- zur Kreislaufwirtschaft, indem sie Ressourcen, Fachwissen und Lösungen bereitstellen, die andere Unternehmen bei der Umsetzung nachhaltiger und ressourceneffizienter Handlungsweise unterstützen. Hierunter fallen zum Beispiel die Materialnomaden.
Schlussendlich sind “Circular Companies” jene Unternehmen, die auf zirkulären Geschäftsmodellen basieren, und somit Kreislaufwirtschaft aktiv durch Prinzipien wie Ressourcen-Rückgewinnung, zirkulären Inputs, Verlängerung und gemeinsamer Produktnutzung und Produkt als Dienstleistung, umsetzen (siehe Abb.1).
Vom linearen zum zirkulären Geschäftsmodell
Die Einführung eines zirkulären Geschäftsmodells erfordert Innovationskraft, strategische Planung und oft auch ein Umdenken innerhalb des Unternehmens und der Lieferkette. Jedes der beschriebenen Modelle bietet spezifische Vorteile und Herausforderungen, doch gemeinsam zielen sie darauf ab, den Wert von Ressourcen zu maximieren und Abfälle zu minimieren. Die einzelnen Geschäftsmodelle werden oftmals auch zusammengedacht, wodurch beispielsweise Circular Input und Product Use Extension kombiniert umgesetzt werden. Vaude zum Beispiel vereint diese zwei Modelle, indem sie auf nachhaltige Materialien und Designprinzipien setzen, die Wiederverwendung und Recycling erleichtern.
Die Verantwortung liegt vor allem bei den Unternehmen, den Auswirkungen der Klimakrise entgegenzuwirken und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Somit ist die Umsetzung zirkulärer Geschäftsmodelle ein entscheidender Schritt, um aktiv zur Lösung beizutragen und langfristige Wertschöpfung für Gesellschaft und Natur zu schaffen.
Geschrieben von Lotte Lehtovuori
Lacy, P., & Rutqvist, J. (2015). Waste to wealth: The circular economy advantage (Vol. 91). London: Palgrave Macmillan.
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