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Kreislaufwirtschaft und Biodiversität: Eine Symbiose?


Thinkubator I Kreislaufwirtschaft und Biodiversität


Was ist der Zusammenhang zwischen Kreislaufwirtschaft und Biodiversität?

Zu Beginn meiner Recherche wurde mir eins schnell bewusst: Dies ist nicht eindeutig. Zumal dieser, bisher, nur wenig, von der Wissenschaft, erforscht wurde (siehe z.B. Ruokamo et al., 2023)

Klar ist aber eines: Die Gewinnung und Verarbeitung von natürlichen Ressourcen wirken sich auf die Biodiversität aus. So ist mehr als 90% des Biodiversitätsverlusts und Wasserstresses darauf zurückzuführen (IRP, 2019). Besonders Veränderungen in der Nutzung von Land und Wasser, seit den 1970er Jahren, haben den größten Einfluss auf die Natur (IPBES, 2019).

Apropos Biodiversitätsverlust: Also ob der Klimawandel nicht uns bereits genug zu schaffen macht, besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass wir uns mitten in einem 6. menschengemachten Massenaussterben befinden (Barnosky et al., 2011).

Dies argumentieren zuletzt Wissenschaftler:innen von der Stanford University und der Universidad Nacional Autonoma de Mexico. Und sie sind alarmiert, denn nicht nur Arten, sondern auch Gattungen, Familien usw. , ganze Zweige des phylogenetischen Stammbaums, sind am Verschwinden. Sie schreiben von einer “irreversible Bedrohung” für den Menschen, die nach sofortigen Maßnahmen schreit (Ceballos & Ehrlich, 2023).


Auch für die Wirtschaft ist Biodiversität essentiell und ermöglicht überhaupt erst viele Unternehmensaktivitäten. Mehr als 50% des weltweiten BIP ist potenziell durch den Verlust der Natur gefährdet (World Economic Forum, 2020). Das erkennen auch Unternehmen.

Bei der 15. Weltnaturkonferenz 2022 (COP 15) in Montreal, Kanada schlossen sich mehr als 400 Unternehmen zusammen und forderten eine “Verpflichtung für alle großen Unternehmen und Finanzinstitute, ihre Risiken, Auswirkungen und Abhängigkeiten in Bezug auf die biologische Vielfalt bis 2030 zu bewerten und offenzulegen” (Make It Mandatory - EN, o. J.) Mit Erfolg. Der Text schaffte es in Target 15 des Kunming-Montreal Global Biodiversity Frameworks (CONFERENCE OF THE PARTIES TO THE & CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY, 2022).


Was bedeutet Kreislaufwirtschaft?


In der österreichischen Kreislaufwirtschafts-Strategie wird dies folgend beschrieben:

In einer kreislauforientierten Wirtschaft werden Rohstoffe umweltverträglich gewonnen und die daraus produzierten Güter möglichst ressourcenschonend und abfallarm hergestellt. Die Lebensdauer der Erzeugnisse wird verlängert und deren Nutzung intensiviert. Am Ende ihrer Verwendung werden Produkte und Güter in den Produktkreislauf zurückgeführt, um ihren Wert so lange wie möglich zu erhalten.

Erst wenn Produkte nicht mehr anderweitig Verwendung finden, werden sie als Abfall gesammelt, stofflich aufbereitet und als Sekundärrohstoffe im Stoffkreislauf genutzt. Nur jene Abfälle, die sich nicht zur stofflichen Verwertung eignen, werden energetisch genutzt oder deponiert“ (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, 2022 a)


Was bedeutet Biodiversität?


Wie kann Kreislaufwirtschaft Biodiversität fördern? Fallbeispiel Finnland

Eine reduzierte Nutzung natürlicher Ressourcen, die Reduzierung von Umweltverschmutzung und biodiversitätsfreundliche Ressourcengewinnung. Das ist es, was Maßnahmen, im Bereich Kreislaufwirtschaft, ermöglichen könnten (EEA, 2023).

In Finnland beispielsweise, wirken sich besonders die Holz- und Bauindustrie sowie der Immobiliensektor negativ auf die Biodiversität aus. Dieser Effekt kann z.B. durch die kaskadische Nutzung von Holz sowie die Verlängerung der Gebäude-Lebensdauer vermindert werden. Wenn, im Sinne einer Kreislaufwirtschaft, vermehrt Nicht-erneuerbare Rohstoffe durch Erneuerbare ersetzt werden, birgt dies aber auch Gefahren für die biologische Vielfalt. Es braucht daher nachhaltige Praktiken (z.B. biodiversitätsfördernde Waldbewirtschaftung) um Kreislaufwirtschaft und Biodiversität zu vereinbaren (Ruokamo et al., 2023).



Stefanie Filz
Stefanie ist Teil des Österreichischen Jugendbiodiversitätsnetzwerks und setzt sich für Biodiversität ein.

Stefanie Filz im Portrait


Herkunft: Burgenland

Beruflicher Werdegang: FUJ an einer Forschungsstation für Verhaltensbiologie, Erfahrungen im Bereich Social Media Marketing u.a. bei einer Agentur

Ausbildung: Biologiestudium an der Uni Wien, kurzer Abstecher im Bereich Kommunikations- und Mediendesign, momentan: Studium an der FH Burgenland Studienfach International Sustainable Business

Warum arbeitest du beim Thinkubator? Weil wir Wirtschaft, genauso wie die Natur, in Kreisläufen denken müssen.



Und in Österreich?

Auch in der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie wird die Nutzung natürlicher Ressourcen als einer der Key-Treiber des Biodiversitätsverlusts anerkannt (BMK, 2022 a). Umgekehrt wird in der österreichischen Biodiversitätsstrategie eine „nachhaltige(...) Kreislaufwirtschaft“ als Maßnahme, zur Erreichung der selbstgesteckten Biodiversitäts-Ziele, genannt (BMK, 2022 b).


Dennoch, eine ehrliche Diskussion zwischen den Akteur:innen der Wirtschaft und der Biodiversität fehlt weitestgehend in Österreich. Es ist aber klar: Wirtschaft gelingt nur mit der Natur. Die Zeit ist also reif für biodiversitätsfördernde Maßnahmen, in der Kreislaufwirtschaft, aber auch allen anderen relevanten Bereichen unserer Gesellschaft, die schlussendlich von Biodiversität profitieren.


Dies fordert auch das Austrian Youth Biodiversity Network, bei dem ich Mitglied bin. Wir stehen für eine fachübergreifende Diskussion zur Biodiversitätskrise und setzen dabei einen Schwerpunkt auf Jugendliche und junge Erwachsene als Akteure.


Wir laden daher alle, zwischen 15 und 30, vom 24.11.2023 bis zum 26.11.2023 zur 2nd. Youth Biodiversity Conference Austria ins MuseumsQuartier Wien ein und möchten über Biodiversität reden, diskutieren und selbst Handlungen setzen.


Alle weiteren Infos zur dreitägigen Konferenz sind unter folgendem Link zu finden: www.gybnaustria.at/ybcaustria2023


 

Quellen:

Barnosky, A. D., Matzke, N., Tomiya, S., Wogan, G. O. U., Swartz, B., Quental, T. B., Marshall, C., McGuire, J. L., Lindsey, E. L., Maguire, K. C., Mersey, B., & Ferrer, E. A. (2011). Has the Earth’s sixth mass extinction already arrived? Nature, 471(7336), Article 7336. https://doi.org/10.1038/nature09678

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. (2022a). Österreich auf dem Weg zu einer nachhaltigen und zirkulären Gesellschaft. Die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie. Abgerufen 29. Oktober 2023, von https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/abfall/Kreislaufwirtschaft/strategie.html

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. (2022b). Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+. Abgerufen 29. Oktober 2023, von


Ceballos, G., & Ehrlich, P. R. (2023). Mutilation of the tree of life via mass extinction of animal genera. Proceedings of the National Academy of Sciences, 120(39), e2306987120. https://doi.org/10.1073/pnas.2306987120


CONFERENCE OF THE PARTIES TO THE CONVENTION ON BIOLOGICAL DIVERSITY. (2022). 15/4. Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework. https://www.cbd.int/doc/decisions/cop-15/cop-15-dec-04-en.pdf


EEA. (2023). The benefits to biodiversity of a strong circular economy—European Environment Agency [Briefing]. Abgerufen 29. Oktober 2023, von https://www.eea.europa.eu/publications/the-benefits-to-biodiversity

IRP (2019). Global Resources Outlook 2019: Natural Resources for the Future We Want. Oberle, B., Bringezu, S., Hatfeld-Dodds, S., Hellweg, S., Schandl, H., Clement, J., and Cabernard, L., Che, N., Chen, D., Droz-Georget , H., Ekins, P., Fischer-Kowalski, M., Flörke, M., Frank, S., Froemelt , A., Geschke, A., Haupt , M., Havlik, P., Hüfner, R., Lenzen, M., Lieber, M., Liu, B., Lu, Y., Lutter, S., Mehr , J., Miatto, A., Newth, D., Oberschelp , C., Obersteiner, M., Pfster, S., Piccoli, E., Schaldach, R., Schüngel, J., Sonderegger, T., Sudheshwar, A., Tanikawa, H., van der Voet, E., Walker, C., West, J., Wang, Z., Zhu, B. A Report of the International Resource Panel. United Nations Environment Programme. Nairobi, Kenya.

IPBES. (2019). Global assessment report on biodiversity and ecosystem services of the Intergovernmental Science -Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (Version 1). Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.6417333


Make it mandatory—EN. (o. J.). Business For Nature. Abgerufen 3. November 2023, von https://www.businessfornature.org/make-it-mandatory-campaign


Ruokamo, E., Savolainen, H., Seppälä, J., Sironen, S., Räisänen, M., & Auvinen, A.-P. (2023). Exploring the potential of circular economy to mitigate pressures on biodiversity. Global Environmental Change, 78, 102625. https://doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2022.102625

World Economic Forum. (2020). New Nature Economy Report II The Future Of Nature And Business In collaboration with AlphaBeta. https://www3.weforum.org/docs/WEF_The_Future_Of_Nature_And_Business_2020.pdf







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